Physikalische Eigenschaften von Wasser
Die Aquatische Körperarbeit ist eine Methode, welche sich das Medium Wasser zu Nutze macht.
Hydrostatischer Druck bewirkt, dass Flüssigkeitsvolumina im Körper sich verlagern (Abtransport von Ödemen, vermehrte Ausscheidung von Flüssigkeit durch Badediurese) und der Puls sich verlangsamt (Weston et al., 1987, Bonde et al., 1992). Gegen Widerstand atmen zu müssen, können KlientInnen als beklemmendes Gefühl oder als Druck auf der Brust erfahren, wird für gewöhnlich jedoch kaum wahrgenommen und wirkt als unbewusstes Muskeltraining.
Durch den Auftrieb im Wasser kommt es zu Veränderungen der Aktivierung der Anti-Schwerkraftmuskulatur und der neuronalen Reizweiterleitung – zwei Faktoren, welche ein Gefühl der Schwerelosigkeit vermitteln und Müdigkeitsgefühle reduzieren (Wilcock et al., 2006). Der Auftrieb entlastet die Wirbelsäule und ermöglicht eine Lagerung der KlientIn ohne Auflagefläche. Je nach Geschwindigkeit der Bewegung trägt auch der Wasserwiderstand bzw. die Trägheit zu diesem Effekt bei. Die KlientIn erfährt dank des Auftriebs umfassende Unterstützung und fühlt sich oft wie getragen.
Gleichzeitig wird die KlientIn ihrer gewohnten Möglichkeiten der Orientierung beraubt. Es kommt zu einer Umkehrung von punctum fixum und punctum mobile im Raum: Während Menschen im Alltag normalerweise mit den Fusssohlen (beim Stehen und Gehen) oder dem Gesäss (beim Sitzen) den grössten Halt erfahren, können in der Aquatischen Körperarbeit z. B. Kopf und Kniekehle die Funktion eines stabilen Kontaktes zur Welt übernehmen. Häufig bewegt sich der ganze Körper um einen Kontaktpunkt in der Grösse einer Daumenkuppe. Dadurch ist das zentrale Nervensystem mit höchst ungewohnten Informationen aus der Peripherie konfrontiert. Das führt zu aufmerksamem Lauschen auf Bewegungsmuster und trägt bei zu rezeptivem Bewegungslernen.